Nahaufnahme von mehreren gebündelten Kabeln und einem Teil einer technischen Anlage mit Rohren und Geländern.
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Grundlagen, Nutzen und Praxis für Unternehmen

Energieeffizienz und elektrische Sicherheit zählen für große und mittelständische Unternehmen zu den wichtigsten Hebeln, um Kosten zu senken und Risiken zu vermeiden. Ein zentrales Instrument für die elektrische Sicherheit und Hochverfügbarkeit ist die Differenzstrommessung: Sie erkennt gefährliche Fehlerströme frühzeitig, schützt vor Produktionsausfällen und Bränden, steigert die Energieeffizienz und ist unverzichtbar für die Einhaltung relevanter Normen wie DIN EN 50600 und ISO/IEC 22237.

Dieser Ratgeber erläutert, wie Differenzstrom entsteht, wie die Messung funktioniert und welchen konkreten Nutzen sie im industriellen Umfeld bietet.

DEFINITION: WAS IST DIFFERENZSTROMMESSUNG?

Die Differenzstrommessung ist ein Verfahren, mit dem elektrische Anlagen kontinuierlich auf Abweichungen im Stromfluss überwacht werden. Im Idealfall entspricht die Summe der hin- und zurückfließenden Ströme exakt null. Weichen die Ströme jedoch voneinander ab, spricht man von einem Differenzstrom. Dieser kann beispielsweise durch Isolationsfehler, fehlerhafte Betriebsmittel oder kapazitive Ableitströme verursacht werden. Unentdeckt stellen sie ein potenzielles Risiko für Menschen, Maschinen und Infrastruktur dar.

Wie kommt es zu Differenzstrom in elektrischen Anlagen?

In jeder elektrischen Anlage treten Ströme auf, die nicht nur für den Betrieb, sondern auch für die Sicherheit von Bedeutung sind. Ein Differenzstrom entsteht, wenn ein Teil des Stroms nicht über die vorgesehenen Leiter zurückfließt, sondern beispielsweise über Erde oder andere ungewollte Pfade. Ursachen können schadhafte Isolierungen oder defekte Geräte sein. Gerade in gewerblichen und industriellen Umgebungen kommt es häufig zu solchen Effekten, da viele Verbraucher parallel betrieben werden und hohe Lasten auftreten.

Welche Gefahren durch Differenzstrom drohen

Ein dauerhaft kleiner Differenzstrom ist nicht zwangsläufig gefährlich, etwa bei Anlagen mit elektronischen Komponenten oder Frequenzumrichtern. Sie haben oft einen unvermeidbaren geringen Ableitstrom, der unter normalen Bedingungen nicht gefährlich ist. Kritisch wird es jedoch, wenn die Werte langsam ansteigen oder plötzlich Spitzen auftreten. Ohne kontinuierliche Überwachung bleiben diese Veränderungen oft unbemerkt – mit gefährlichen Folgen:

  • Überhitzung von Leitungen und Brandgefahr, wenn Ströme unkontrolliert über Erd- oder Nebenschlüsse abfließen.
  • Beschädigung oder Ausfall von Maschinen und IT-Systemen, ausgelöst durch schleichende Isolationsfehler.
  • Ungeplante Stillstände und Produktionsausfälle, weil Schutzgeräte ansprechen oder die Netzqualität beeinträchtigt wird.
  • Gefährliche Stromschläge durch Berührung defekter Isolierung

Vorteile der Differenzstrommessung

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Produktionsausfällen vorbeugen

Ein ungeplanter Stromausfall kann die gesamte Produktion lahmlegen und dadurch hohe wirtschaftliche Kosten verursachen. Genau hier zeigt die Differenzstrommessung ihre Stärke: Sie erkennt frühzeitig Abweichungen im Stromfluss und warnt, bevor Sicherungen oder Fehlerstromschutzschalter auslösen müssen. Damit wird eine hohe Betriebssicherheit gewährleistet.

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Brandschutz

Schleichende Isolationsfehler oder zunehmende Ableitströme können im schlimmsten Fall Brände verursachen. Durch kontinuierliche Messung werden diese rechtzeitig sichtbar. So können Unternehmen reagieren, bevor es zu gefährlichen Situationen kommt.

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Energiekosten senkten

Selbst wenn es durch Isolationsfehler nicht zu Produktionsstillständen oder Bränden kommt - Fehlerströme sind immer verschwendete Energie. Durch eine kontinuierliche Differenzstrommessung entdecken Sie diese stillen Verbräuche.

Betriebsabläufe

Keine aufwändige Isolationsprüfung

Permanentes Differenzstrom-Monitoring ersetzt in vielen Fällen die aufwändige Isolationsprüfung – ein wichtiger Pluspunkt für Betriebe, die Produktionsunterbrechungen minimieren möchten.

Differenzstrommessung – relevante Normen und Vorschriften

Die kontinuierliche Differenzstrommessung (RCM-Monitoring) erfüllt die Pflichten aus DGUV Vorschrift 3 (§ 5 – Prüfungen) und der DIN VDE 0105-100 effizienter und Einzelmessungen.

Die DGUV Vorschrift 3 „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“ legt Schutzziele und Unternehmerpflichten fest. Die DIN VDE 0105-100 beschreibt, wie diese Schutzziele erreicht werden können. Sie konkretisiert also Verfahren, Rollen, Arbeitsmethoden.

In Bezug auf die Anforderungen der DGUV Vorschrift 3 bietet eine kontinuierliche Differenzstrommessung zwei zentrale Vorteile:

  • Regelmäßige Einzelmessungen entfallen: Nach DIN VDE 0105-100/A1:2017-06 darf die wiederkehrende Isolationsmessung für den betreffenden Stromkreis entfallen, wenn dieser ständig überwacht wird und die einwandfreie Funktion dieser Einrichtung nachweislich geprüft ist. Dies kann entweder durch ein Differenzstrom-Überwachungsgerät (RCM) gemäß DIN EN 62020 / VDE 0663 oder durch ein Isolationsüberwachungsgerät (IMD) gemäß DIN EN 61557-8 / VDE 0413-8 geschehen.
  • Weniger Stillstand: Da die Überwachung permanent und nachweissicher erfolgt, müssen Anlagen und Maschinen nicht abgeschaltet werden, um die Einzelmessung durchzuführen. Das ist besonders für Branchen mit hoher Anforderung an die Verfügbarkeit relevant – wie zum Beispiele Rechenzentren und Fertigungsindustrie.

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Vorteile eines kontinuierlichen Monitorings vs. Einzelmessung

Während klassische Prüfungen punktuell stattfinden, bietet ein kontinuierliches Monitoring entscheidende Vorteile.

Permanentes Residual Current Monitoring (RCM) erkennt sowohl plötzlich auftretende Fehlerströme als auch schleichende Entwicklungen über einen längeren Zeitraum. Im Vergleich dazu liefern Einzelmessungen nur Momentaufnahmen, die kritische Trends oft nicht sichtbar machen.

Für mittelständische Unternehmen bedeutet das: Mit einem kontinuierlichen Monitoring lassen sich Risiken verringern, Wartungsmaßnahmen vorausschauend planen und ungeplante Ausfälle vermeiden.

Aus der Praxis: Wie Unternehmen von RCM profitieren

Erfahren Sie in konkreten Erfolgsgeschichten, wie die Einführung einer kontinuierlichen Differenzstrommessung Unternehmen geholfen hat, frühere Herausforderungen zu meistern und ihr Unternehmen für die Zukunft zu rüsten.

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Hochverfügbarkeit im Rechenzentrum

Datacenter One setzt Janitza-Messtechnik für Spannungsqualität, Energiemanagement und Differenzstromüberwachung (RCM) ein, kombiniert mit GridVis® Expert und Geräten wie UMG 512-PRO, UMG 96-PA-MID, UMG 20CM, UMG 103-CBM.

Durch das kontinuierliche RCM-Monitoring werden Differenzströme permanent überwacht – die Isolationsmessung im Rahmen der vierjährlichen DGUV-Prüfung wird dadurch entbehrlich.

Das Ergebnis: 

Mehr Betriebssicherheit, weniger Ausfälle, revisionssichere Nachweise und geringerer Prüfaufwand – mit einem System, das sowohl Spannungsqualität als auch RCM und Abrechnungen aus einer Hand liefert.

Lesen Sie den ausführlichen Bericht:

Fazit: Warum Differenzstrommessung unverzichtbar ist

Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Differenzstrommessung entscheidend. Sie hilft, Folgekosten durch ungeplante Stillstände zu vermeiden und sorgt gleichzeitig für mehr Transparenz im Energieverbrauch. Gerade in komplexen Umgebungen wie Rechenzentren oder Produktionsanlagen unterstützt sie die Einhaltung relevanter Normen und liefert wertvolle Daten. Für Unternehmen bedeutet das: mehr Sicherheit, mehr Effizienz, weniger Ausfälle.

Wir beantworten Ihre Fragen

Häufige Fragen zum Thema Differenzstrom und Differenzstrommessung

Sie stellen die Fragen, wir haben die Antworten – in unseren FAQ finden Sie die häufigsten Fragen von Janitza-Kunden, die uns zum Thema Energiemanagementsystem erreichen. 

Ein Differenzstrom beschreibt jede Abweichung zwischen hin- und zurückfließenden Strömen. Ein Fehlerstrom ist ein spezieller Fall, bei dem Strom über unerwünschte Wege wie Erde abfließt. Die Differenzstrommessung macht dies sichtbar und ermöglicht so eine umfassendere Überwachung als reine Fehlerstromschutzschalter.

Die Häufigkeit hängt von der Anlage, den gesetzlichen Anforderungen und der Risikobewertung ab. Während punktuelle Prüfungen in regelmäßigen Abständen notwendig sind, empfehlen Experten zunehmend ein permanentes Monitoring. Dadurch werden schleichende Veränderungen sichtbar, die sonst unentdeckt blieben.

Im Vergleich zu Einzelmessungen bietet RCM einen klaren Mehrwert: Abweichungen werden sofort erkannt, Ausfälle verhindert und Wartungen planbarer.

Für die Differenzstrommessung sind vor allem drei Regelwerke relevant: DGUV Vorschrift 3 (Pflichten & Prüfungen im Betrieb), DIN VDE 0105-100/A1:2017-06 (wiederkehrende Prüfungen; ermöglicht bei ständiger Überwachung den Verzicht auf Isolationsmessungen) und DIN EN IEC 62020-1 (VDE 0663-1) als Produktnorm für RCM-Geräte. Sie sichern Pflichten, Vorgehen und Geräteeigenschaften ab; Messpunktwahl, Genauigkeiten und Dokumentation werden risikobasiert nach VDE-Regelwerk und Anlagendokumentation festgelegt. Wer diese Vorgaben umsetzt, erfüllt die Rechtsanforderungen und steigert die Betriebssicherheit.

Ergänzend ist für Rechenzentren die EN 50600 / ISO/IEC 22237 relevant (Betrieb/Verfügbarkeit, Nachweise) - RCM unterstützt hier die geforderten Ziele.